Projekt: GRAU – 4. Tag: Blauholz – Gedanken und so…

Für die Probefärbungen für Katharina habe ich Blauholzspäne bestellt. Blauholz ist auch wieder ein Material, welches ich bisher zum Färben nicht verwendet habe. Irgendwie – wie soll ich sagen – habe ich keinen Bezug dazu, es hat mich bisher nicht interessiert. Jene Pflanzen, auf deren Färbungen ich neugierig war, habe ich mir entweder in meinen Garten geholt und dann geerntet (beziehungsweise mir vorgenommen, dies noch zu machen) oder ich habe die Färbedroge davon gekauft und ausprobiert. Bei Blauholz war das nie der Fall. In der Literatur und in verschiedenen Medien im Internet habe ich zwar immer wieder wunderschöne Blaufärbungen gesehen, hatte jetzt aber nie das Bedürfnis, selber auch Versuche mit diesem Material zu machen. Allerdings habe ich auch nie nachgespürt, warum ich eben diese Neugierde bei dem Material nicht hatte. Dies hab ich nun nachgeholt:

Bei jenem Blauholz, das ich bei meiner Bestellung bekommen habe, steht am Etikett “Ursprungsland Haiti”. Und da hab ich mein erstes Problem mit dem Material. Ich brauch keine tropischen Hölzer zum Färben, da sträubt sich was in mir. Ich versuche möglichst regionale Pflanzen zu verwenden, da passt mir das Blauholz einfach nicht rein. Jetzt hör ich natürlich schon die ersten kritischen Kommentare von euch: Cochenille und Indigo ist auch nicht regional. – Ja. Da gebe ich euch ein Stück weit recht. Nur sind diese beiden Färbemittel für mich durch nichts anderes zu ersetzten – erstens. Die würde ich persönlich sehr vermissen, Blauholz dagegen nicht. Und zweitens spielt der nächste Punkt in meiner Bewertung eine wesentliche Rolle:

Der nächste kritische Punkt ist die Lichtechtheit. Es ist bei den meisten Färberezepten nachzulesen, dass die Färbungen mit Blauholz angeblich schlecht lichtecht und zum Teil auch mäßig waschecht sind. Da hab ich jetzt mein zweites Problem mit dem Material.

Ich möchte meine Produkte ja auch verkaufen und meine Kunden sollen eine gute Qualität bekommen, so lichtecht wie möglich und so gut waschecht wie möglich. Es macht für mich wenig Sinn, das weit transportierte Ausgangsmaterial Blauholz zu kaufen, wenn ich dann am Ende ein Produkt habe, dass meinen Qualitätsanforderungen nicht entspricht. Es macht für mich wenig Sinn, mir die aufwändige Arbeit mit der Pflanzenfärberei anzutun, wenn mir das Erarbeitete keine Freude bereitet.

Aus diesen Gründen werde ich vermutlich auch weiterhin auf Blauholz verzichten. Und in diesen Gründen liegt für mich auch die Berechtigung für den Einsatz von Cochenille und Indigo. Ich arbeite gerne mit Cochenille und Indigo, ich bin fasziniert von der fast unerschöpfliche Farbausbeute, ich liebe die enorme Vielfalt an Farbnuancen und freu mich über die gute Licht- und Waschechtheit. Ich werde jetzt mal meine eigenen Blauholz-Proben auf Lichtechtheit testen und mir dann ein Urteil fällen.

Das alles ist natürlich meine ganz persönliche Sicht auf die Dinge. Jeder hat andere Prioritäten und sucht sich seine Färbepflanzen nach eigens gesetzten Schwerpunkten aus. Oder noch weiter gegriffen entscheidet jeder für sich, ob mit Pflanzenfarben oder synthetischen Farben gearbeitet wird. Jede Technik hat ihre Vorteile und Nachteile, jeder hat seine ganz persönlichen Gründe, sich für die eine oder andere Variante zu entscheiden. Es ist unsinnig, das eine oder das andere als “schlechter” oder “besser” abzustempeln. Es muß in erster Linie für die passend und stimmig sein, die damit arbeiten.

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